Heilmann die Zweite

Ich habe doch tatsächlich auf den letzten Post 2-3 Reaktionen bekommen. Trotz der darin eher zustimmenden Äusserungen, sehe ich mich veranlasst, das Thema noch ein wenige zu differenzieren:

Klar, das Internet ist, was vermeintliche oder tatsächliche Falschinformationen betrifft leider unkontrollierbar. Und ich sage nicht mal, dass das gut ist. Man sollte als einigermassen im Leben stehender Politiker und rechtskundiger Anwalt aber doch wissen, was man besser nicht versucht, selbst WENN man der Meinung ist, das juristische Mittel überhaupt ein guter Weg sind, solche Dinge zu lösen.

Wenn irgendwo unangenehme Informationen über mich versteckt sind, dann laufe ich doch nicht mit riesigen Megaphonen rum und rufe "ACHTUNG ACHTUNG, DIE INTERESSANTEN ABER FALSCHEN INFORMATIONEN ÜBER MICH, DIE IN DER GESTRIGEN ZEITUNG AUF SEITE 23 VERÖFFENTLICHT SIND, SIND BITTE.... ZU "UN-DRUCKEN" ODER SO! ACHTUNG ACHTUNG, ICH WIEDERHOLE..."

Ich beklage also konkret:

1. Mir gehts auf den Zeiger, dass es Leute gibt, die unserer Gesellschaft durch juristische Mittel zwingen wollen, bestimmte Dinge zu tun. Das führt z.B. zum unsäglichen Abmahnwesen, zu der Situation, dass Tante Elfriede die zehn selbstgestrickte Pullover über's Internet verkaufen will um mit dem Erlös den Kindergarten zu renovieren, vermutlich nach 2 Monaten 5 Abmahnungen an der Backe hat und für den Rest des Lebens genau NIX mehr macht außer die Abmahngebühren abzuzahlen. (Fünf Abmahnungen? Also erstmal vergisst sie das hochheilige Impressum. Dann behauptet sie, Pakete ohne Versicherung ginge, aber nur auf Risiko des Käufer, dann vergisst sie die Segnungen der ab 2009 gültigen neuen und grossartigen Verpackungsverordnung, Widerrufs- oder Rückgabebelehrung vergisst sie ebenfalls. Und für JEDE dieser Dinge findet sich ein Anwalt, der da auch gleich reinorgelt. Und wenn nicht, springt der Staat ein und kriegt sie wegen 12,80 Steuerhinterziehung dran.)
Im Einzelfall wird auch nicht davor zurückgeschreckt, mal die Wikipediaeinstiegsseite abschalten zu lassen, nur weil man nicht genug Eier in der Hose hat, 2-3 blöde Bemerkungen über einen auszuhalten. Personen, die solche Mittel bevorzugt einsetzen haben meine Sympathie nicht, Parteien die solche Personen als Abgeordnete haben auch nicht. Was dann vermutlich leider so gut wie alle Parteien umfasst.

2. Ich finde es auch bemerkenswert unüberlegt, in der konkreten Situation die konkreten Schritte zu veranlassen. Das dies nicht zum gewünschten Ergebnis führen kann ist meiner Auffassung spätestens nach Atze Schröders Versuch, gegen die Veröffentlichung seines Geburtsnames vorzugehen klar. Den kennt jetzt jeder den´s interessiert, überall ist nachzulesen wie man in rausbekommt und wegen des Aufrisses interessiert es jetzt auch tatsächlich Leute. Die Anleitung zum Eigentor. Herr Heilmann hat's sauber nachgemacht. Auf die Frage warum er den Artikel nicht selbst einfach geändert hat, sagte er dem Spiegel ONLINE offenbar, er kenne sich aber mit solchen Dingen nicht aus und habe es deshalb gar nicht erst versucht. Hm. Wenn ich mich nicht auskenne, habe ich mindestens zwei Möglichkeiten: A) ich mache mich sachkundig B) ich mache was ungeeignetes, am besten mit Schaden für andere, z.b. klagen oder sinnlose Gesetze oder so.

Offen gestanden habe ich das Gefühl, das eine Menge Gesetze nach Methode B) entstanden sind, um nicht zu sagen, dass eine Menge der politischen Arbeit Methode B) favorisiert (klar, eine Binsenweisheit). Zumindest hat Herr Heilmann mal gezeigt, dass er (und damit auch auch seine Partei...sorry) Methode B) zumindest in Einzelfällen kennt und anwendet.

Sehr ermutigend.


3. Wogegen ist er eigentlich vorgegangen? Verletzte Persönlichkeitsrechte. Ah ja. Meine ganz persönliche Meinung ist, dass jemand, der - so wie es aussieht - wohl mal für die STASI gearbeitet hat, sich zum Thema "Verletzen von Persönlichkeitsrechten" eher nicht so mimosenhaft zeigen sollte.


4. Wegen 3. ist er wohl auch in der Partei umstritten. Dieser innerparteiliche Streit spiegelt sich in der Historie des Wikipedial Artikels über ihn wieder. Das ist seltsam, weil Heilmann so bedeutend oder interessant bisher nicht wahr, als dass ich soviel Elan beim Bearbeiten seines Artikels erwarten würde. Ein rein spekulativer, sehr "langer Schuss" ist folgender Gedanke: Kann es sein, dass die Plattform Wikipedia von Mitgliedern der Linken als Austragungsort ihrer Meinungsverschiedenheiten zur Person Heilmann missbraucht wurden? Ich werde jetzt mal nicht die IPs checken, von denen aus der Artikel in der Vergangenheit redigiert wurde. D.H.: meint Heilmann eventuell (und eventuell auch unwissentlich) Kritiker aus der eigenen Partei, als er versuchte, den Zugriff auf den Artikel sperren zu lassen? Oder anders: tobt hier innerparteilicher Streit und ist die ganze Geschichte nur eine Art Kollateralschaden?

WENN es so sein sollte: Könnt ihr bitte woanders spielen?