Soulmans Gesetz

Soulmans Gesetz beschreibt vier mögliche Zustände von Systemen. Ursprünglich nur auf komplexe Computerprogramme bezogen ist Soulmans Gesetz auf alle Systeme anwendbar, deren Funktion durch willentliches Eingreifen geändert werden kann und deren Funktionieren eine gewisse Dringlichkeit hat.

Sinn des Gesetzes ist es, die vier Zustände zu Ordnen und zu Werten.

Nach Soulmans Gesetz kann jedes komplexe System, in dem kausale Zusammenhänge nicht sofort ersichtlich sind folgende Zustände annehmen:

1. Das System funktioniert NICHT und es ist bekannt warum es nicht funktioniert.
2. Das System funktioniert NICHT und es ist NICHT bekannt warum.
3. Das System funktioniert und es ist bekannt warum.
4. Das System funktioniert und es ist NICHT bekannt warum.

Das besondere an Soulmans Gesetzt ist, das diese Tabelle auch gleichzeitig eine Wertung enthält. D.h. der 1. Zustand ist der Beste, der 4. Zustand ist der schlechste.

Es fällt auf, das dies einer trivialen Betrachtung widerspricht, die zu postulieren scheint, es sei grundsätzlich am Besten, ein System würde wie gewünscht funktionieren.

Dies liegt im Wesentlichen in drei Umständen begründet.
A. Das Nichtfunktionieren eines Systems ist besser als das Funktionieren, weil der Umstand des Nichtfunktionierens Problembewusstsein schafft, während einwandfreie Funktion eventuell trügerische Sicherheit und Nachlässigkeit erzeugt.

B. Es ist trivial, das die Kenntnis einer Ursache besser ist als deren Nichtkenntnis. Die Ursache zu kennen ergibt im Falle des Nichtfunktionierens automatisch eine Handlungsanweisung: Nämlich die Ursache zu beseitigen. Auch im Falle das ein System funktioniert ist Ursachenkenntnis gut, weil sie gleichbedeutend mit Systemkenntnis ist, also z.b. bei späteren Schäden Verbesserungsansätze liefert.

C. In den meisten Systemen ist Nichtfunktion der stabilere Zustand, der mit geringem Aufwand hergestellt werden kann. Es bietet daher mehr Planungssicherheit, sein Handeln von diesem Zustand leiten zu lassen, die man mehr Vertrauen in die Stabilität dieses Zustandes haben kann.

Die scheinbare Paradoxie im Vergleich mit der Alltagseinschätzung entsteht durch die Ausblendung des Sinns des Systems, das Trivial immer ist, seinem Zweck zu dienen, womit ein Nichtfunktionierendes System per se schlecht ist.

So bezieht sich Soulmans Gesetz immer nur auf eine momentane Zustandsbeschreibung
eines unsicheren Systems. Dennoch ist Soulmans Gesetz in vielen Bereichen der Technik und darüber hinaus verblüffend treffsicher anwendbar:

Z.B. auf ein Auto angewendet bedeutet Soulmans Gesetz dieses:

Angenommen ich muss dringend zu einer bestimmten Zeit zu einem bestimmten Ort gelangen. Ich habe ein Auto, das ich verwenden könnte. Es ergeben sich folgende Möglichkeiten:

1. Das Auto fährt nicht, ich weiss auch warum: der Tank ist leer.
Folge: Ich weiß sofort, ich kann das Auto nicht verwenden, ich fahre mit dem Bus, außerdem muss ich Benzin in einem Reservekanister mitbringen.

Alle Unsicherheiten sind beseitigt, mein Handeln lässt sich klar planen.

2. Das Auto fährt nicht, ich weiß nicht warum
Folge: Ich weiß sofort, ich kann das Auto nicht verwenden, ich fahre mit dem Bus, außerdem muss ich mich später mal mit dem Auto befassen, nachsehen warum es nicht geht, es in die Werkstatt bringen z.b. Alle Unsicherheiten bezüglich meines eigentlichen Handelns sind beseitigt, mein Handeln lässt sich klar planen. Es bestehen nur Unsicherheiten bezüglich der zukünftigen Verwendbarkeit des Systems Auto.

3. Das Auto fährt, weil ich nämlich getankt habe.
Ich kann das Auto verwenden. Gleichwohl ist damit nicht sicher, das mein Auto auch durchhält, es könnte ein Verdeckter anderer Fehler vorliegen, ich könnte einen Unfall bauen...

Eventuell entschließe ich mich doch mit dem Bus zu fahrten, denn falls der defekt sein sollte, so wird bestimmt ein Ersatzbus geschickt.

Folge: Es ergibt sich keine klare Handlungsanweisung für mich, mein Planen ist mit Unsicherheitsfaktoren behaftet, ich muss Entscheidungen treffen, die falsch sein könnten.


4. Das Auto fährt.
Ich könnte das Auto verwenden, weiß aber im Grunde noch nicht mal, ob überhaupt noch genug Benzin drin ist, um an die nächste Ecke zu kommen. Von Dingen wie verdeckten Fehler oder Unfällen ganz zu schweigen.

Folge: Es ergibt sich keine klare Handlungsanweisung für mich, mein Planen ist mit grossen Unsicherheitsfaktoren behaftet, ich muss Entscheidungen treffen, die falsch sein könnten.

Schlimmer noch, da ich nicht weiß warum das Auto fährt, es also nicht verstehe, könnte ich nicht einmal Warnzeichen eines baldigen Versagens richtig deuten.

Es zeigt sich bei dieser Betrachtung, das Soulmans Gesetz trotz seiner scheinbar widersinnigen Folgerung auch in praktischen Betrachtungen zutreffend ist.

Soulmans Gesetz lässt sich grundsätzlich zu Situationsbeurteilung komplexer Systeme heranziehen, seien es Kernkraftwerke, Computerprogramme oder die Eigenschaften von Produkten der Chemischen Industrie. Soulmans Gesetz lässt sich mit Einschränkungen auch auf Metaebene anwenden, als z.b. die Idee den Energiebedarf der Menschheit mittels Kernenergie zu decken als solche. Diese Idee schien ja zunächst zu funktionieren und hat erst im Laufe der Zeit ihre versteckten Fehler gezeigt. Zumindest z.b. von Standpunkt der Atomkraftgegner wäre es deutlich besser gewesen, Kernenergie hätte nicht funktioniert.



Anmerkung: Gelegentlich wird Soulmans Gesetz abgewandelt zitiert und zwar in dem Position 2 und 3 vertauscht werden.