TOOL, Loft, Berlin 05.07.94

Tool ist ein komische Band aus Los Angeles. Man denkt zunächst an die soundsovielste Metallertruppe. Sind Tool aber nicht, denn der Sänger hat eine eigene Stimme und die Stücke zeichnen sich durch eine seltsame Melodie aus. Bisher weiß ich nicht, ob ich die Musik gut finden soll. Die Songs auf der aktuellen CD "Undertow" nehmen dauernd melodische Wendungen, die unerwartet sind. Das kann auch Scheiße sein und manchmal frage ich mich auch, ob es mir nicht lieber gewesen wäre, der Song wäre jetzt etwas trivialer weitergegangen. Trotzdem geht von Tools Musik eine komische Schwermut aus und wird eine gewisse Tiefe vermittelt, die andere nie hinkriegen. Kling blöd. Weiß ich selber.

Ansonsten hat Tool ein paar ganz gute Videos, die vor allem dadurch auffallen,
das darauf NICHT die Jungs beim Gitarrenspiel zu sehen sind. Außerdem
haben sie die Videos selbst gemacht, was man kaum glauben will, weil sie kein
bisschen Stümperhaft aussehen. Live sind sie aber trotzdem Scheiße.
Das Konzert war recht basslastig, wohl ein Tribut an die Metallfangemeinde,
denen nämlich sonst auffallen könnte, daß sie Tool gar nicht
gut finden. So aber hören sie nur Bumm / Bumm / Bumm,
sehen die Tätowierungen auf dem Rücken des Sängers
und fühlen sich gleich heimisch. Manchmal legte Tool sehr
lange Pausen von über 50 Sekunden zwischen den Stücken
ein, was auch nicht so kommt. Wir halten also fest: Die Konzerte
sind nix und bei den Platten und Videos könnte man denken,
daß sie etwas zu sagen haben. Beste Voraussetzung für
einen Mißerfolg.

Grillmaster 2000

(Als ich diesen Artikel für den Berliner Ableger der Bierfront schrieb,
die sich originellerweise "Bierfront Spezial" nannte, wußte
ich noch nicht, dass durch einen seltsamen Zufall meine holländische
Cousine später mal den Schlagzeuger von Tool heiraten sollte.)

(Echt!)